Montag, 2. März 2009

Regen und eine verpasste Tram...

... brachten mich vorhin auf dem Nach-Hause-Weg auf die Idee, nach Jahren mal wieder in den REWE an der Oststraße einkaufen zu gehen. Das letzte Mal muss ich da gewesen sein, als der Supermarkt noch "Marktfrisch" hieß. Nun ja, ich weiß nicht, warum ich nie dorthin gehe. Vielleicht liegt es an der Assoziation, die immer mit dem Connewitzer REWE in Verbindung gebracht wird. Wie auch immer, ich bin positiv beeindruckt: Alles ist sehr sauber, hinter dem Gemüse dampft ein kühler Wind heraus, keine schlecht behandelten Verkäuferinnen zu sehen. Während ich weiter vorn in großer Freude die neuste Milka-Sorte entdecke, höre ich eine leicht genervte Verkäuferin, die offensichtlich von einem, sagen wir mal, "sozial Benachteiligten" behelligt wird. Ich erfuhr vor kurzem, dass dieser Ausdruck nicht korrekt sei, weil darin eigentlich mitschwingt, dass eine solche Person keinerlei soziale Kompetenzen hätte. Leider fällt mir der Ersatzausdruck nicht ein. Der würde in diesem Fall besser passen, denn soziale Kompetenz ist der Person eindeutig gegeben. Höflich bittet er die zweite Kassiererin um eine Tüte. Mitleidsvoll entgegenet sie ihm (er ist ihr wohl schon bekannt), ob er eine Plastiktüte meint. Die Antwort löst ein Lächeln mit freundlichem Dankeschön bei der Verkäuferin aus. Ich hingegen analysiere reflexartig, denn nichts anderes tat ich heute den lieben langen Tag, die Merkmale des Ostmitteldeutschen, die diesen reizenden Satz zu einem so wunderbaren Praxisbeispiel machen. "Or, Sie ham so schene Ogen!" Kontraktion bei "haben", Entrundung ö > e bei "schöne", fortschreitende Monophthongierung bei "Augen". Für alle, die im Ostmitteldeutschen nicht so bewandert sind, dürfte der Sinn jetzt nachvollziehbar sein. Nun, trotz des nicht-gewaschenen Eindrucks, den der Herr auf alle im Supermarkt machen musste, finde ich doch, dass man der sogenannten Unterschicht eine gewisse Höflichkeit nicht absprechen kann.
Als ich auf die Schwarzackerstraße komme, fällt mir die Matratze auf dem Gehweg nach mehr als 4 Wochen immer noch ins Auge, erinnert mich an alte Sofas im Eingangsbereich, streitenden Paare im Haus während alle schlafen, eingeschlagene Eingangstürscheiben etc.

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