Dienstag, 24. Februar 2009

Hilfe, ich werde diskriminiert!

Vor wenigen Tagen wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen und wage nun vorsichtig erste Schritte im beschwerlichen Alltag des Schwarzackers ohne ärztliche Fürsorge und Kontrolle. Die erste große Hürde - die Umstellung meines stationären Biorhythmus - habe ich erfolgreich bewältigt. Ich wache ohne Wecker halb neun, statt 5 Uhr auf und beginne gegen halb zehn meinen Rundgesang unter der Dusche. In meinem ganzheitlichen anthropologischen Selbstkonzept lasse ich „meine Seele singe[n]“ und starte „wohlauf“ gut drauf in den Tag. Die eingängige Gute-Laune-Melodie verschafft den Wand an Wand Angesiedelten jedoch derart hartnäckige Ohrwürmer, dass ihre Wirkung ins Gegenteil umschlägt und noch vor deren Aufstehen schlechte Laune bewirkt und damit eine denkbar schlechte Verhandlungsbasis für die eventuelle Putzbefreiung, die ich anstrebe. Hm, wenigstens eine Sportbefreiung habe ich diskussionslos von meiner Ärztin bekommen. Alkohol ist momentan leider strikt verboten. Tilidin, mein geschätztes Opioid, würde sich darin suhlen und zu ungeahnten Wirkstärken angespornt werden. Das möchte jedoch niemand auf dem tristen Schwarzacker riskieren. Am Ende würde meine gute Laune noch zu einer ausgewachsenen Manie mutieren. Meine geschätzten flat mates lassen in diesem Punkt nicht mit sich reden. Stattdessen lassen sie keine Gelegenheit aus mich kontinuierlich und ausführlich auf meine körperlichen Dysfunktionen hinzuweisen und mich zu beschämen. Sie wollen damit bewirken, dass ich weniger singe.

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