Donnerstag, 30. April 2009

Kulturreflexion

Ich bin froh, dass mir meine postabiturielle Erfahrung der französischen Interkulturalität manche Überraschung im Ruhrgebiet erspart hat. Der innerdeutsche Kulturschock war marginal, den Ausländer-, pardon, Migrantenanteil der Bevölkerung hatte ich erwartet, denn woanders ist das so hatte ich gelernt. Ostdeutschland unterscheidet sich in einigen Dingen vom Rest der Welt, eben auch darin. Tief im Westen Türken am Bahnhof, Russen in der U-Bahn, Italiener in der Supermarktschlange, asiatische Läden mit den vielen Gewürzen, der Türke mit dem frischen Gemüse an der Ecke, der alte Marrokaner mit der Wasserpfeife auf der Bank in der Einkaufsstraße, Frauen mit Kopftuch, Frauen ohne und mit Tanga... Manchmal scheint diese Welt absurd, nicht funktionsfähig, zu problematisch. Wo leben wir eigentlich, was daran ist deutsch? Alles? Oder nur die Schlange an der Frittenbude? Ist es wichtig, das zu definieren? Zu viele Fragen, zu ernster Artikel für dieses Blog.
Irgendwie gehört alles zusammen, bereitet Probleme, Unverständnis, aber auch Faszination. Ich ertappe mich bei dem Gedanken, dass ich gern wüsste, warum das dunkelhäutige Mädchen in Deutschland lebt, wie sich der Alte mit der Wasserpfeife hier fühlt und wie es in seiner Heimat aussieht, ob die türkische Mutter unterdrückt wird oder glücklich ist, ob sie die Farben ihrer Heimat und die Sonne vermissen, ob sie die Deutschen mögen...
Ich weiß, wenn ich wieder in Sachsen leben sollte, werde ich das alles vermissen, werde vergeblich frisches Fladenbrot in kleinen nach der weiten Welt duftenden Läden suchen und Kartoffeln essen.

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