Samstag, 13. Februar 2010

Tell me why I don`t like Mittwochs

3:32 Uhr: Der Wecker klingelt. Es ist wieder einmal Mittwoch und damit Zeit, mich in die Tiefen des Thüringer Waldes zu begeben. Ich stehe auf, mache mich fertig und packe die restlichen Sachen zusammen.
4:04 Uhr: Mein Mitbewohner kommt nach Hause. Wir unterhalten uns und stellen fest, dass es doch komisch ist, dass für ihn noch Dienstag ist, während für mich der Mittwoch schon begonnen hat.
4:31: Der Zug fährt in los. Außer mir sitzen noch ein Mann und der Lokführer darin.
4:33 Jena Paradies: Der Mann mit der komischen Mütze und dem Fahrrad, die Frau mit dem Pelzkragen und etwa drei weitere Personen steigen zu. Um diese Zeit sind es fast immer dieselben. Der Zug fährt weiter durch die Nacht, es herrscht Stille. Göschwitz, Rothenstein.
Kahla. Ein Mann steht auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig und wartet auf einen Zug, der vielleicht nie kommt.
Orlamünde: Hier trennt sich der Zug in zwei Hälften. Der Mann mit der komischen Mütze steigt aus, schwingt sich auf sein Fahrrad und fährt davon. Der Zug nicht. Szenario “Der Zug ist kaputt”, Möglichkeit 1. Ich frage der Lokführer, ob er in Saalfeld anrufen kann, so dass mein Anschlusszug wartet. Auch die Frau mit dem Pelzkragen fragt, allerdings will sie einen anderen Zug erreichen, der eher fährt. Der Lokführer antwortet: “Ich bin froh, wenn wir hier überhaupt weiter kommen.” Ich auch. Wir setzen uns schicksalsergeben hin und warten.
Falls der Zug weiterfährt folgt Zeutsch: Ein Ort, an dem garantiert nichts geschieht.
Uhlstädt: Hier steigt stets ein älteres, abgearbeitetes Damentrio ein. Ich stelle mir vor, dass sie in einer düsteren Fabrik am Fließband arbeiten müssen, und deshalb schon so zeitig unterwegs sind. Zwei von ihnen steigen in Rudolstadt aus. Hier besteht Möglichkeit 2 für das Szenario “Der Zug bleibt stehen”. Wenn dies passiert, wird man uns eine halbe Stunde später in einen Bus setzen und nach Saalfeld fahren, wo ich natürlich den Anschluss verpasst habe, zwei Stunden warten und die Schule informieren muss, dass ich in den ersten Stunden nicht werde unterrichten können.
Wenn der Zug normal weiterfährt, erreichen wir bald Saalfeld. Dort steige ich in einen Zug, der unbeleuchtet auf einem Gleis wartet. Nach 20 Minuten fahren wir, der Lokführer, ein Schaffner und ich, los. Eine gendergerechte Ansage begrüßt mich mit den Worten “Sehr geehrte Reisende. Wir begrüßen (S)ie ...” Es folgen Wald, Dunkelheit, Bedarfshalte, wenige Reisende und eine stetige ansteigende Menge Schnee. Am Ziel angekommen steige ich aus dem Zug. Die Temperatur ist seit Jena um etwa 10 Grad gefallen, auf dem Bahnsteig sind die Bänke nicht mehr zu sehen, dafür ein Wall von Schnee. Mutig kämpfe ich mich durch zu meinem Arbeitsort.

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