Sonntag, 12. Juli 2009

Das Ende eines Studiums.

Man könnte meinen, da würde man nostalgisch, man würde gar weinen beim Abschied von der liebgewonnenen Grammatik-Dozentin, die eine ihr gebührende Feier anlässlich ihres Eintritts in den Ruhestand gibt und man würde ein mulmiges Gefühl im Bauch haben, während man den mehr oder weniger geliebten KommilitonInnen Lebewohl sagt. Das Fest im Gästehaus der Universität ist übrigens gleichzeitig die Feier unseres 1. Staatsexamens bzw. der Exmatrikulation und damit einhergehend unseres Eintritts in die Welt der (zeitlich begrenzten) Arbeitslosikgkeit. Trotz Stilblüten, Gesang und Emotionen, trotz bestem Wissen, dass man diese Leute so bald nicht wiedersehen würde, der Knoten im Hals bleibt aus. Es wird noch andere Feiern geben, man sieht sich immer zwei Mal im Leben, wir fühlen uns ja noch wie StudentInnen etc. Der Abend war gelungen.
Bleibt noch die Nachhausefahrt mit dem Fahrrad. Immer wenn ich kein Licht habe, also fast immer, fürchte ich, dass mich spätestens kurz vor dem Schwarzacker die Polizei anhält. Dabei hätte ich mir jegliches Bangen über 5 Jahre hinweg sparen können, hätte ich gewusst, dass das nichtvorhandene Licht ignoriert wird, wenn man über eine rote Ampel fährt und die Kurzsichtigkeit/Nachtblindheit schon soweit fortgeschritten ist, dass das moderne europäisierte Polizeiauto mit Dresdner Kennzeichen völlig überraschend vor einem steht. Immerhin, die beiden Diensthabenden (manch eine würde sagen: eine Gutaussehende und ein Sachse) erklären mir recht freundlich, dass der Betrag sich vor einigen Monaten von 25€ auf 45€ erhöht hat. Mir fällt mein Alg-II-Bescheid ein: Der Staat gibt es, und der Staat nimmt es. Vielleicht muss ich vorbildliches Verhalten noch lernen, bevor ich möglicherweise selbst irgendwann in den Staatsdienst trete. Oder ich fahre nachts einfach trotzdem über rote Ampeln, weil die Straße nun einmal leer ist. Vielleicht ist es gut, dass man in Deutschland noch was von Ordnung hält. Vielleicht ein bisschen zu viel. Ich soll mir Licht besorgen. Für einen Augenblick sehne ich mich danach, in einem anderen Land zu leben, in dem man weder die Bedeutung von Hartz IV, noch die von roten Ampeln und verkehrssicheren Fahrrädern kennt.

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