Montag, 13. Juli 2009

(P)INsecure

Seit Wochen verbringe ich die Wochentage in der altehrwürdigen Deutschen Nationalbibliothek, um meine Abschlussarbeit zu schreiben. Die rustikalen Massivholztische erlauben jedem Nutzer das Dimmen einer wunderschönen, dunkelgrünen Jugenstillampe sowie die Benutzung einer halben Steckdose. Darüberhinaus kann man am Tischbein gut ein Notebook per Kabelschloss anschließen. Ein solches Schloss mit Schlüssel lieh ich mir von S. schon vor einigen Wochen aus. Seit ich jedoch erfahren musste, dass man aus einem Kugelschreiber, einem Stück Klopapierpapprolle und etwas Klebeband bereits eine Vorrichtung bauen kann, mit dem es sich öffnen ließe, ging ich nicht mehr so beruhigt in die Mensa. Ein Sicherheitsleck in meiner Abschlussplanung. Nach langen Recherchen und einem Blick in den Geldbeutel entschied ich mich für ein Kombinationsschloss aus vier Zahlen. Gedacht, gekauft. Umgehend bekam S. ihr Schloss zurück und ich triumphierte ob dieser Lösung. Es sei sehr schwer zu knacken, sagte mir die freundliche Saturn-Mitarbeiterin am Samstag.
Nun, die Werkseinstellung von 0-0-0-0 konnte unmöglich bleiben, also änderte ich diese auf ein nostalgisches Datum. Im zweiten Denkschritt fiel mir jedoch ein, dass das sicher viele machten und dementsprechend auch viele den jeweils anderen unterstellten und dies wiederum die Kombinationsmöglichkeiten von 10.000 Möglichkeiten auf nur noch 366 herabsetzte. Ein enormer Sicherheitsverlust. Umgehend machte ich mich daran, die Kombination erneut zu ändern: Dazu musste man den großen Knopf mit dem Finger und eine kleine Vertiefung mit einem Stift gleichzeitig gedrückt halten. Ich stellte nun eine todsichere Kombination ein und lies Stift und Knopf locker, um die Rädchen wieder zu verdrehen. Leider klemmte der kleine Knopf und hüpfte erst irgendwann unbemerkt aus seiner Vertiefung - zu einem Zeitpunkt, an dem ich keine Achtung mehr auf die eingestellte Kombination hatte. Um es kurz zu machen: Das Schloss besitzt nun eine Zahlenkombination, die es nur selbst kennt. Ich habe inzwischen 2100 Kombinationen ausprobiert, immer fein in Hunderterschritten vorantasten, bis der Finger blutet. Leider erfolglos. Auch ein schönes Hackvideo half nichts, da meine Version den Schlitz, in den ich mit einem Streifen Coladose eindringen soll, um den Durchschuss der Rädchen zu finden, nicht besitzt. Davon abgesehen besitze ich auch keine Coladose. Die Verkäuferin hatte Recht. Ich kann mich also nichtmal bei Saturn beschweren...
S. hat mir erneut Schloss und Schlüssel für diese Woche geliehen.

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