Mittwoch, 16. September 2009

Geht Karlo zum Schamanen?

Seit heute darf man nun vom endgültigen Tod des Schwarzackers sprechen. Klingelschilder werden neu geschrieben. S. hat sich achselzuckend mit einem feuchten Händedruck verabschiedet und sich eingeredet, dass ja eigentlich gar nichts anders wird, sie sei ja auch bei facebook, oder so. C. ist eh dauernd zu Besuch und wirft argwöhnische Blicke auf ihre Hinterlassenschaften.
Ich flüchte in meine Magisterarbeit und damit in den Mikrokosmos des altehrwürdigen Lesesaals der Deutschen Nationalbibliothek zu Leipzig. Von den schweren Eichentischen sprach ich bereits, an die ich beinahe mein Notebook für immer und ewig festgekettet hätte. Neben dem Mobiliar gibt es immer wieder auch Besucher, die es wert sind, dass man über sie ein Wort verliert: Insbesondere die Pärchen haben meine ungeteilte Aufmerksamkeit, sofern sie einen Tisch in meinem Blickfeld besetzen.
Ein Pärchen, wahrscheinlich beide Tiermedizin studierend, schrieb am gemeinsamen Blog (www.karlos-welt.de). Ich hatte trotz meiner Kurzsichtigkeit den Blogtitel über seine Schulter hinweg erspähen können und wurde hinter seinem Rücken zur heimlichen Blogleserin – live und in Farbe. Thema: Der hauseigene Kater schießt aus Katerperspektive Fotos und kommentiert diese in Katermanier, leider sehr lieblos, was Rechtschreibung und Grammatik angeht und wirklich nicht mein Humor.
Ein weiteres Pärchen erregte über mehrere Wochen meine Aufmerksamkeit. Die lebhaften Hände der beiden ließen vom Schoß des jeweils anderen unterm Tisch nur selten ab. Die Frau prägte zudem die Atmosphäre mit ihrem intensiven, beißenden Körpergeruch, der ihr schon morgens gegen neun Uhr anhaftete. Der pheromongedopte Typ machte es sich zu allem Übel zur Gewohnheit, immer dann, wenn sie sich gerade ein Buch holte oder zur Toilette ging, seinen Wordtext-Bildschirminhalt gegen billige Pornobildchen zu tauschen, um gerade rechtzeitig zu ihrer Rückkehr wieder „am Text zu arbeiten“. An drei verschiedenen Tagen wiederholte sich dieses Schauspiel, sodass ich von einer gewissen Regelmäßigkeit ausgehe und meinen Platz seither sehr sorgfältig in weiter Ferne derselben wähle.
Ein dritter Banknachbar beglückte mich in dieser Woche mit einer äußerst aufschlussreichen Buchauswahl, die ich hier mal kommentarlos und gewohnt vorurteilsfrei visualisiere.

1 Kommentar:

Luftwurm hat gesagt…

Hey, die gleichen Bücher hatte ich mir letztens auch ausgeliehen!